KI in der Therapie. Ist das möglich?
- Andy Yu
- Nov 20
- 3 min read

Ist das möglich und wohin entwickelt sich die Branche?
Die Diskussion um künstliche Intelligenz in der Therapie hat in den vergangenen Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen. Während KI heute vor allem in administrativen Bereichen wie Telefonassistenz, Dokumentation oder Terminorganisation sichtbar wird, stellt sich zunehmend die Frage, ob und wie KI eines Tages auch in der eigentlichen Therapie eine Rolle spielen kann.Die kurze Antwort lautet: Ja, aber anders, als viele es erwarten. Und nicht in der Form, die häufig medial versprochen wird. Der folgende Ausblick zeigt, welche Entwicklungen realistisch sind, welche Grenzen bestehen und wie sich therapeutische Arbeit langfristig verändern könnte.
Wo KI heute bereits in die Therapie hineinwirkt
Der direkte Kontakt zwischen Therapeutin oder Therapeut und Patientin oder Patient lässt sich im Jahr 2025 nicht durch KI ersetzen. Gleichzeitig gibt es Bereiche, in denen künstliche Intelligenz schon jetzt Einfluss auf therapeutische Entscheidungen nimmt.
Dazu zählen intelligente Übungsanleitungen, Bewegungsanalysen über Kamera oder Sensorik und Systeme, die anhand von Mustern in großen Datensätzen Empfehlungen geben. Besonders in der Trainingstherapie entstehen zunehmend Tools, die Bewegungen erkennen, Fehler markieren und adaptive Schwierigkeitsstufen wählen. Die therapeutische Kompetenz ersetzen sie jedoch nicht. Sie erweitern lediglich den Blick und helfen, Fortschritte objektiver zu messen.
Für die Heilmittelbranche wichtig ist der Gedanke, dass KI keine Therapie übernimmt, sondern den Rahmen schafft, in dem Therapie effizienter vorbereitet und begleitet werden kann. Das bedeutet weniger Zeit für Routinetätigkeiten und mehr Zeit für tatsächliche Behandlungen.
Wo KI mittelfristig eine größere Rolle spielen wird
In den kommenden Jahren wird KI zunehmend in drei Bereichen an Bedeutung gewinnen: personalisierte Therapieempfehlungen, intelligente Trainingsassistenz und datenbasierte Verlaufskontrolle.
Personalisierte Empfehlungen entstehen dort, wo die KI Muster erkennt, die für Therapeutinnen und Therapeuten schwer zu überblicken sind. Beispielsweise in der Frage, welche Übungen typischerweise bei bestimmten Beschwerdebildern gut funktionieren oder wie lange Regenerationszeiten im Durchschnitt dauern. Der Mensch entscheidet, die KI liefert Hintergrundwissen.
Die intelligente Trainingsassistenz wird sich weiterentwickeln. Systeme, die Haltungskorrekturen oder Bewegungsqualitäten erkennen, könnten Standard werden. Für die Praxis bedeutet das präzisere Heimprogramme, bessere Compliance und regelmäßige Fortschrittsberichte für das Team.
Die datenbasierte Verlaufskontrolle wird die größte Veränderung bringen. KI kann große Mengen an Parametern auswerten und daraus Prognosen ableiten. Dadurch entsteht ein klareres Bild darüber, wie gut eine Therapie anschlägt und welche Anpassungen sinnvoll sind.
Wo klare Grenzen bleiben werden
Trotz aller Fortschritte gibt es Grenzen, die auch in Zukunft bestehen bleiben. Therapeutische Arbeit ist Beziehung, Beobachtung, Anpassung, Kommunikation und Empathie. Diese Qualitäten können nicht digitalisiert werden.Eine KI erkennt Muster, aber sie erlebt keine Schmerzen, reagiert nicht auf Körpersprache und kann keine Motivation erzeugen. Nicht einmal die besten Modelle sind in der Lage, den therapeutischen Blick zu ersetzen, der passt, korrigiert, ermutigt und gleichzeitig klinisch denkt.
Zudem bleibt das Thema Haftung zentral. Solange KI weder Verantwortung übernehmen kann noch rechtlich dafür vorgesehen ist, bleibt der Mensch die entscheidende Instanz in der Therapie. KI bleibt Werkzeug, nicht Handlungsträger.
Wie die Zukunft wahrscheinlich aussehen wird
Die Zukunft der Therapie mit KI wird hybrid sein.Therapeutinnen und Therapeuten behalten die Führungsrolle, während KI unterstützende Aufgaben übernimmt. Sie wird Erkenntnisse liefern, die man ohne Datenanalyse nicht hätte. Sie wird Übungen begleiten und dokumentieren. Sie wird organisatorische Prozesse unsichtbar im Hintergrund optimieren.
Im Alltag einer Physiopraxis könnte das bedeuten:Anamnese und Verlauf werden intelligenter vorbereitet.Therapiepläne passen sich automatisch an Fortschritte an.Heimübungen werden präzise begleitet und analysiert.Praxisorganisation wird leichter, sodass mehr Therapiezeit entsteht.
KI wird damit weniger den Beruf verändern als die Arbeitsbedingungen. Die eigentliche therapeutische Leistung bleibt menschlich.
Fazit
KI in der Therapie ist möglich, aber nicht so, wie es oft dargestellt wird
Die Vorstellung, dass künstliche Intelligenz eines Tages die Therapie ersetzt, führt in die falsche Richtung. Realistisch ist ein Zukunftsmodell, in dem KI als Assistenztechnologie wirkt. Sie verbessert Entscheidungen, vereinfacht Abläufe und erhöht die Qualität der Datengrundlage. Die therapeutische Kompetenz bleibt jedoch unersetzlich.
Die spannendste Entwicklung liegt nicht im Ersatz, sondern in der Erweiterung. Wer die Möglichkeiten versteht und kritisch prüft, profitiert von einer Technologie, die die Arbeitsqualität steigert und Patientinnen und Patienten bessere Ergebnisse ermöglicht.



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